Anlagestrategien: Die Profis werden vorsichtiger

28.04.17

Sell in may? Bisher ist die saisonale Standard-Headline über Analysen und Prognosen zum Aktienmarkt noch in den Schubladen. Aber das kann sich ja noch ändern. Dabei könnte man als Zwischenbilanz der zurückliegenden Monate festhalten, dass immer wieder zu viel Skepsis unter den Börsianern herrschte – insbesondere vor wichtigen politischen Entscheidungen. So ist auch kein Geheimnis, dass potente internationale Fondsmanager unmittelbar vor den französischen Präsidentschaftswahlen auf der falschen Seite standen und sich am Montag dann eilig eindecken mussten. Alles in allem beobachte ich seit Tagen eine zunehmend vorsichtiger werdende Haltung internationaler Strategen.



Das bestätigt auch die wöchentliche Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt. Ein großer Teil der befragten mittelfristig agierenden Anleger war bei der Hausse nicht dabei. 3 Prozent der Profis und 5 Prozent der privaten Anleger haben ihre Dax-Aktien verkauft, 4 Prozent bzw. 1 Prozent sind Short-Positionen eingegangen. Das drückt die Stimmung der Profis auf -1 Punkt und die der Privaten sogar auf -4 Punkte, also in beiden Fällen unterhalb der Nulllinie zwischen Optimismus und Pessimismus.

Der mit der Stimmungsbeobachtung beauftragte Verhaltensökonom Joachim Goldberg vermutet, dass ein Einstieg in dieser Woche für viele den schlechten Beigeschmack gehabt hätte, zum Rekordstand zu kaufen. Stattdessen sieht er vor allem kurzfristig handelnde Akteure als Preistreiber, die sich vor der Wahl in Frankreich auf der Short-Seite platziert hätten. Sein Fazit: Anleger hierzulande halten den Dax für überbewertet und sind nicht bereit, die derzeitigen Preise zu bezahlen. Im Falle eines Rücksetzers rechnet Goldberg ab 3 bis 4 Prozent unter dem aktuellen Stand allerdings mit frischer Nachfrage.


Doch kann man sich auch auf die professionellen Stimmungsindikatoren nicht verlassen, geschätzte Anleger. Seit Wochen lieferten diese international massive Vorsichtssignale: Die Indizes selbst drückten zwar weit überdurchschnittliche Euphorie aus. Da sie aber meist als Kontraindikatoren interpretiert werden, warnten Analysten vor baldigen Rückschlägen.


Für den weiteren Jahresverlauf sind die Einschätzungen der Strategen durchaus nicht bärisch, aber spürbar vorsichtiger geworden. Das lässt sich auch aus der Zurückhaltung mit konkreten Indexprognosen ablesen. Was regionale Kaufempfehlungen betrifft, so gehen diese weit auseinander: Nach wie vor werden von internationalen Fondsmanagern Schwellenländer favorisiert und europäische Aktien verstärkt empfohlen. Wall Street wird sehr unterschiedlich gesehen – typisch
die Aussage: „Auf diesem Niveau ein Markt für Stockpicker.“ Dabei überwiegt für die US-Wirtschaft weiterhin viel Zuversicht.


Es gibt aber auch Minderheitsmeinungen zu den USA, die ich nicht unter den Tisch kehren möchte. Die derzeitige Rally am Aktienmarkt beruhe auf übertriebenen Erwartungen und dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte deutlich abschwächen. Dieser Ansicht ist Witold Bahrke, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management. „Der Markt preist derzeit eine geradezu heroische Rückkehr des globalen Wachstums ein – bis auf ein Niveau, wie wir es zuletzt vor der Großen Finanzkrise gesehen haben. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die volkswirtschaftliche Realität mit den hohen Erwartungen mithalten kann“, erklärt er. Der derzeit zu beobachtende Anstieg der Inflation, der die Erwartungen zusätzlich befeuert hat, könnte seinen Höhepunkt bereits erreicht haben. Zugleich stehe das Ende der lockeren Geldpolitik ins Haus, und das in einer Zeit, in der schon kleine Zinsschritte das Wachstum beeinträchtigen könnten. „Eine Fortsetzung der Rally ist möglich, doch dafür müssen die Sterne schon sehr gut stehen.“


Wie gesagt, eine Minderheitsmeinung. Immer öfter ist dagegen zu beobachten, dass die Nachfrage Institutioneller Investoren nach Multi-Asset-Strategien steigt. Ihr Fokus richtet sich dabei zunehmend auf die Begrenzung von Anlagerisiken. Beispiel Axa Investment Managers: Hier stieg in den vergangenen drei Jahren das Volumen der verwalteten Kundengelder im Multi-Asset-Bereich um deutlich mehr als 10 Prozent. Multi-Asset-Strategien sorgen für mehr Unabhängigkeit der Anleger von einzelnen Anlageklassen, denn sie bieten die Möglichkeit einer breiten Diversifikation des Portfolios. Zugleich können die Auswirkungen volatiler Märkte genutzt werden. Denn die Renditen von Aktien, Anleihen, Öl, Gold oder Cash entwickeln sich meist unterschiedlich und weichen immer wieder deutlich voneinander ab. „Für institutionelle Investoren ist die Risikoabsicherung ein wichtiger Aspekt. Rund die Hälfte der Diskussion konzentriert sich auf eine optimale Rendite/Risikobudgetierung um das Risikomanagement“, berichtet die Axa. Gleichzeitig sei die Renditeerwartung der Investoren gesunken: Vor 15 Jahren haben Institutionelle Investoren mit einer durchschnittlichen Rendite von 5 bis 6 Prozent gerechnet, heute erwarten sie nur noch 3 bis 4 Prozent.


Sie als private Anleger sollten das zum Anlass nehmen zu prüfen, ob Sie Ihre Hausse-Positionen ausreichend nach unten abgesichert haben. Und als wirklich langfristige Aktienfans können sie in jedem Fall gelassen bleiben – vor allem, wenn sie den BCDI und seine beiden Instrumente (Zertifikat, Investmentfonds) als Basisanlage einsetzen.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!