Aktienkurse: Bleibt eine tiefe Korrekturphase aus?

23.08.17

Nimmt der Widerstand nach unten zu, kommt es also gar nicht zu einer von vielen Strategen seit geraumer Zeit erwarteten stärkeren Korrekturphase bis in den Herbst hinein? Manche Analysten gehen inzwischen davon aus, dass die Abwärtsbewegung des Dax von seinen Juni-Hochs schon alles war – nach dem Motto: Die Konsolidierung hat ja bereits stattgefunden. Ganz ehrlich, ich traue dem Braten noch nicht so recht (bleibe aber langfristig weiter im bullischen Lager). Die widerstandsfähige Verfassung des Aktienmarkts lässt sich zwar wohl begründen, andererseits könnte eine Talfahrt begleitet von Sommergewittern der Börse nicht schaden.




Ein markantes Beispiel für die erstaunliche Kondition von Dax & Co. hat zu Wochenbeginn die Gelassenheit der Marktteilnehmer nach Veröffentlichung der ZEW-Konjunkturerwartungen geliefert. Dieser Indikator ist im August ganz erheblich um 7,5 Punkte zurückgegangen und liegt jetzt bei nur noch 10,0 Punkten. Der langfristige Durchschnitt von 23,8 Punkten wird erneut deutlich unterschritten. Der sehr deutliche Rückgang der Konjunkturerwartungen spiegelt die Nervosität über den weiteren Verlauf des Wachstums in Deutschland wider. Vor allem das schwächer als erwartete Exportwachstum sowie die sich ausweitende Affäre in der Automobilbranche tragen dazu bei. Das kommentierten die ZEW-Forscher.


Warum sich die Börse davon aber nicht beeindrucken ließ, liefert Prof. Achim, Wambach, der Präsident des Instituts, gleich mit: „Trotz des Rückgangs der Erwartungen ist der Konjunkturausblick für Deutschland noch stabil auf vergleichsweise hohem Niveau.“ Und die anschließend von den Agenturen gesammelten Kommentare deutscher Börsenprofis klangen einheitlich cool bis positiv.

Da könnte man die Frage nach dem Sinn derartiger Indikatoren stellen, denn die spiegeln ja die Meinung führender Marktteilnehmer wider. An der Umfrage im Rahmen des Finanzmarkttests des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) vom 07. –21.08.2017 haben sich 213 Analysten und institutionelle Anleger beteiligt. Sie wurden nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung befragt.


Kurios bleibt auch die tägliche Beurteilung der Wechselkursentwicklung. Ein tendenziell fester Euro wird nach wie vor an manchen Tagen als Grund für nachgebende Aktienkurse herausgestellt, tags darauf spielt das aber keine Rolle mehr. Die Politik bleibt gerader an dieser Stelle ein wichtiger, aber unberechenbarer Einflussfaktor. Folgt man prominenten internationalen Investmentmanagern wie Larry Hatheway, dann sind keine besonderen wechselkursbedingten Belastungen für den Euroraum mehr in Sicht. Denn der GAM-Chefökonom argumentiert wie folgt (was ich für plausibel halte):

Die zweite Jahreshälfte 2017 wird Anlegern voraussichtlich eher mäßige Erträge bescheren. Nach einer zwölfmonatigen, nahezu ununterbrochenen Hausse der Aktienmärkte beginnen diese aufgrund der auslaufenden Berichtssaison und höherer Bewertungen zu schwächeln. Geopolitische Risiken sorgen zwar für eine kurzfristige Erhöhung der Volatilität, doch sprechen ein moderates globales Wachstum und die geringe Inflation noch immer für Aktien. Solange diese Kombination vorherrscht, dürften Verkaufswellen an den Aktienmärkten kurz und ohne große Einschnitte verlaufen.


Der US-Dollar erfuhr in den vergangenen Monaten eine starke Abwertung. Eine anhaltende Dollar-Schwäche scheint jedoch aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich. Zum einen handelt es sich bei den spekulativen Positionen am Dollarmarkt vorwiegend um Short-Positionen. Dies dürfte den Verkaufsdruck künftig verringern. Zum anderen rechnen die Anleger bis zum Jahresende nicht mehr mit einer Zinserhöhung der Fed. Damit liegen sie mutmaßlich falsch. Obwohl der nächste geldpolitische Schritt der Fed vermutlich auf eine allmähliche Bilanzreduzierung abzielen wird, ist die Mehrheit ihrer Entscheidungsträger der Ansicht, dass die US-Geldpolitik sehr expansiv bleibt – insbesondere angesichts der sinkenden Arbeitslosenquote. Dies lässt vermuten, dass die Fed den Leitzins in diesem Jahr noch einmal anheben und damit den Dollar stützen wird.


Machen Sie also weiter mit, bleiben Sie aber vorsichtig – und machen Sie’s gut!