Aktienmärkte: Jahresend-Rally ist nicht das Ende der Rally

18.10.17

Warum der Dax bald 14.000 Punkte erreicht – so eine aktuelle Überschrift in Handelsblatt-Online. Auch von anderen Seiten wird den Anlegern nach dem Erreichen des 13.000-Punkte-Gipfels frischer Mut gemacht. Aber: Von übertriebener Euphorie kann ich nichts erkennen, eher Zuversicht, die mit einer gehörigen Portion Vorsicht durchsetzt ist. Und das ist gut so. Denn die bekannten Risiken bleiben. Doch gibt es zwei Säulen, die den langfristigen Aufwärtstrend stützen dürfte. Einerseits brummt die Weltwirtschaft und die Signale für eine Fortsetzung der guten Konjunktur über das kommende Jahr hinaus werden heller. Zum anderen müssen die Skeptiker erkennen, dass die geldpolitische Normalisierung auf beiden Seiten des Atlantiks extrem langsam vonstattengeht und damit die Finanzmärkte durch Fed und EZB nicht erschüttert, sondern geschont werden.



Mich stimmt aber auch die Kursentwicklung selbst zuversichtlich – die alte Erkenntnis „Kurse machen Kurse“ kommt in vielen Analysen zu kurz, obwohl sie im Zeitalter der Algorithmen mehr denn je Berechtigung hat. Dabei werden einerseits die Bullen durch Indexrekorde zusätzlich angeregt. Andererseits rufen schon Anzeichen für nachgebende Kurse im Tagesverlauf immer wieder diejenigen Investoren auf den Plan, die bisher einiges verschlafen haben und jetzt unter Performancedruck stehen.


Von Turbulenzen, wie sie mehrfach vorhergesagt wurden, kann also keine Rede sein. Dennoch möchte ich immer wieder Wachsamkeit einfordern, geschätzte Anleger. Denn in diesen Zeiten kann sich Umfeld für die Börsen allein durch dramatische (geo)politische Entwicklungen über Nacht völlig verändern. Aber die sind nun einmal unberechenbar.


Bleiben wir positiv gestimmt: Kann die nächste „psychologisch wichtige Marke“ (so der bei Journalisten beliebte Begriff) von 14.000 Dax-Punkten noch in diesem Jahr erreicht werden? Durchaus möglich. Aber für den wirklich langfristigen Aktienanleger ist das eher zweitrangig. Übrigens wären 14.000 eine Steigerung von lediglich rund 7,5 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau – und das wäre für eine Jahresschluss-Rally nicht besonders viel.


Zu den Warnungen zahlreicher Kapitalmarktexperten vor einer Blase an den Aktienmärkten hat jetzt StarCapital eine klare Position bezogen, die auch meiner Einschätzung entspricht: Die allgegenwärtige Angst vor einer scharfen Börsenkorrektur ist überzogen. Der Vermögensverwalter aus Oberursel erklärt in seinem aktuellen Marktausblick, warum einige Anleger durch ihr Zögern bereits hervorragende Chancen verpasst haben. Außerdem sei eine Börsenkorrektur jederzeit möglich und gehöre zum Wesen der Märkte – der genaue Eintrittszeitpunkt kann aber unmöglich vorhergesagt werden. Und dann wird ein wichtiger Aspekt herausgestellt: Unser Rekord-Dax ist ja ein Performanceindex und eignet sich von daher nicht zur Wertbestimmung, da alle historischen Dividendenzahlungen mit einberechnet werden. Betrachtet man dagegen den Kurs-Dax hingegen, liegt dieser noch immer knapp unter dem Höchststand aus dem Jahr 2.000, obwohl die deutschen Unternehmen in den letzten 17 Jahren massiv an Ertragskraft gewonnen haben. Auch mit Blick auf das historisch tiefe Zinsniveau erscheinen europäische Aktien mit einer Dividendenrendite von 3,4% (gemessen am EuroStoxx50) alles andere als überbewertet.


Die Mehrheit der Anlageprofis ist aber positiv gestimmt, wie der neue Indikator des Forschungsinstituts ZEW bestätigt. Die sogenannten ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland verbessern sich im Oktober erneut, wenn auch nicht so stark wie im Vormonat. Der Index liegt jetzt bei 17,6 Punkten und somit 0,6 Punkte höher als im Vormonat. Der langfristige Durchschnitt von 23,8 Punkten wird jedoch weiterhin unterschritten. Der verbesserte Ausblick für die nächsten sechs Monate wird maßgeblich von den überraschend guten Wachstumszahlen der vergangenen Monate beeinflusst. Sowohl Produktion als auch Auftragseingänge waren im August deutlich höher als vermutet. Die ebenfalls guten Wachstumszahlen für Europa verbessern die Rahmenbedingungen für die ohnehin wieder deutlich zunehmenden deutschen Exporte. Die Erwartungen der Finanzmarktexperten an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone gehen allerdings recht deutlich zurück. Der Erwartungsindikator vermindert sich um 5,0 Punkte auf 26,7 Punkte. An der Umfrage im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung haben sich 205 Analysten und institutionelle Anleger beteiligt.


Auch wenn man derartige Erhebungen nicht überschätzen sollte – die Experten müssen ihre Einschätzungen immer wieder korrigieren –, mich bestätigen diese und andere Analysen im Optimismus speziell für deutsche Aktien. Dabei sollte man weiterhin nicht nur an die großen Standardwerte denken.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!