Aktienanlage: Gute Konjunktur spricht für gute Börsen

10.01.18

Jetzt eine rasante Neujahrsrallye zu erwarten, ist vielleicht zu viel des Guten. Schließlich sind viele Indizes längst in historische Höhen vorgestoßen. Aber solide Aktienmärkte mit der Tendenz weiter nach oben sind wahrscheinlich. Fast man die Börseneinflüsse in drei Komponenten zusammen – Konjunktur, Liquidität, Weltpolitik –, dann ergibt sich jedenfalls ein ausgesprochen günstiges Bild. Denn Weltwirtschaft und Notenbanken liefern eindeutig Pluspunkte. Und die Geopolitik weckt jetzt zumindest bei Optimisten vorsichtige Hoffnungen durch die Annäherung auf der koreanischen Halbinsel.




Was bringt dazu die US-Steuerreform? Vor der Berichtssaison zum vierten Quartal ist der Markt etwas unruhig, schreiben Wall-Street-Insider. Zurzeit stehen 69 Gewinnwarnungen „nur“ 42 positive Prognoserevisionen von Unternehmen entgegen. Grund: Wegen sinkender Steuersätze müssen Verlustvorträge neu bewertet werden, was zu Abschreibungen führen kann. Doch handelt es sich dabei um Einmaleffekte, die die Berichtssaison als Ganzes kaum verderben dürften. Einschätzung von Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank: „Aktuell zeichnet sich ein prozentual zweistelliges Gewinnplus im Vergleich zum Schlussquartal 2016 ab, getrieben von Tech- und Finanzwerten. Außerdem sollte die Steuerreform langfristig die US-Gewinne stärken. Daher sehe ich weiterhin Potenzial beim S&P 500.“


Anhaltend good News aus und über Europa. Denn die Wirtschaft im Euroraum wächst kräftig. Im ersten und zweiten Vierteljahr erwarten drei Institute aus Deutschland, Italien und der Schweiz 0,6 Prozent und 0,5 Prozent Wachstum für das Währungsgebiet, berichtet heute das Ifo. Für das dritte und das vierte Vierteljahr von 2017 rechnen sie ebenfalls mit jeweils 0,6 Prozent. Treiber sind die privaten Investitionen. Der private Konsum nimmt robust zu, allerdings mit geringerer Geschwindigkeit als noch in der ersten Hälfte des Jahres 2017. Die Inflation dürfte von 1,4 Prozent im letzten Quartal 2017 auf 1,2 Prozent im ersten Quartal 2018 fallen. Grund hierfür sind Basiseffekte, die aus stärkeren Preisanstiegen für Energie und Nahrungsmittel im Winter zuvor resultieren.


Der neue Sentix-Konjunkturindex liefert das gleiche Signal: Konjunktur in Euroland auch Anfang 2018 in exzellenter Verfassung. Der Gesamtindex steigt leicht auf 32,9 Punkte und signalisiert weiter einen Boom. Erstaunlich ist dabei, dass sich sowohl Lage und Erwartungen leicht verbessern. Das Momentum bleibt positiv. Dies gilt auch für Deutschland, wo die Lagewerte erneut ein Allzeithoch markieren. In den restlichen Weltregionen gibt es keine Schwächesignale. Besonders hervorzuheben sind die USA, wo die Anleger die Erwartungen spürbar anheben. Aber auch Nachzügler wie Osteuropa und Lateinamerika können sich stark verbessern.

Resümieren die Sentiment-Forscher: „Der Aufschwung ist stark und immer stärker synchronisiert.“

Sie gehen noch einen Schritt weiter: „Vom Dynamikverlust, den wir noch im Dezember in den sentix Konjunkturindizes in Ansätzen feststellen konnten, ist im Januar 2018 nichts zu spüren. Im Gegenteil: alle Weltregionen zeigen ein stabil positives und moderat verbessertes Konjunkturbild. Besonders deutlich verbessern sich die US-Konjunkturerwartungen, die von der Steuerreform stimuliert werden. Der Aufschwung ist damit breit und synchron. Die Wahrscheinlichkeit für Überhitzungsgefahren steigt.“


Wie gesagt, die Konjunktur in Euroland bleibt auf Expansionskurs. Lage und Erwartungen der Anleger können sich im Januar verbessern. Die Lage steigt zum vierten Mal in Folge auf den höchsten Stand seit August 2007. Da stört es auch nicht, dass die Wachstumslokomotive Deutschland derzeit nur geschäftsführend regiert wird. Die Geschäfte laufen von alleine und wie geschmiert.

Ein so starker und synchroner Aufschwung wirft aber unweigerlich die Frage auf, wie lange dieser sich noch fortsetzen wird ohne typische Merkmale einer Überhitzung auszubilden. Die befragten Anleger jedenfalls erwarten, dass sich die aktuelle Wirtschaftsdynamik zunehmend zur Belastung für die Rentenmärkte entwickeln wird. Einerseits dürfte die Realwirtschaft zunehmend stärker Kapital nachfragen und damit das Anleiheangebot erhöhen. Zum anderen sorgen sich die Investoren erheblich über die weitere Inflationsentwicklung. Das entsprechende Sentix-Themenbarometer fällt kräftig. Das thematische Umfeld für Bonds bleibt schwierig.


Zu guter Letzt: Die Kette positiver Nachrichten und Analysen über asiatische Märkte reißt nicht ab. Japanische Unternehmen erhöhen überwiegend ihre Geschäftsprognosen nun schon seit fünf Quartalen, für 2018 erwarten Analysten ein Gewinnplus von gut 5 Prozent. Zwar horten Japans Konzerne weiter mehr Barmittel als ihre Pendants weltweit – sie haben die Bestände aber reduziert und setzen das Kapital effizienter ein, etwa für Investitionen, Fusionen und Übernahmen, Aktienrückkäufe und Dividenden. Nahe Peking errichtet die Regierung jetzt für rund 2 Milliarden Euro einen Gewerbepark, in dem künftig 400 Unternehmen an Künstlicher Intelligenz tüfteln sollen – China möchte KI-Weltmarktführer werden. Ein weiterer Schritt zum Umbau der Wirtschaft: China will die Wertschöpfungskette nach oben entwickeln, will höherwertige Produkte und Dienstleistungen anbieten. Viele Gutes gab es und gibt es aus Vietnam: Internationale Investoren quittieren dies mit deutlichen Zuflüssen in vietnamesische Aktien. Der VN Index war 2017 nicht nur einer der stärksten Aktienindizes in der Region, sondern auch auf der ganzen Welt. Er stieg um ca. 44 Prozent. Der Aktienmarkt in Vietnam sollte sich 2018 im Windschatten eines global hohen Vertrauens in Aktien weiter positiv entwickeln, glauben heimische Analysten.

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