Aktienmärkte: Konsolidierung noch nicht abgeschlossen

03.03.18

Wenn jetzt überall „Verunsicherung“ beklagt wird, die Angstbarometer beiderseits des Atlantiks Besorgnis erregend steigen und die Aktienkurse auf Talfahrt gehen, dann wird die klassische Kaufen-Halten-Verkaufen-Frage zu recht gestellt. Denn es gibt inzwischen nicht nur amerikanische Inflations- und Zinssteigerungsängste, die den weltweiten Aktienhandel belasten. Die Weltlage insgesamt ist nicht gerade ermutigend – man blicke nur auf Putins verbales Säbelrasseln und Trumps Strafzölle, die einen Handelskrieg auslösen können. Ich bleibe dennoch vorerst dabei: Die Börsen sind noch immer in einer Konsolidierungsphase. Dies ist in meinen Augen noch keine Trendwende. Die Kurskorrekturen fördern aber die Demut – nicht jedes Jahr kann zweistelligen Indexsteigerungen bescheren.




Noch einmal zur Erinnerung: Die Gesamtbilanz des Jahrgangs 2017 war ausgesprochen gut und viel besser als ursprünglich erwartet: Der Dax legte insgesamt um 12,5 Prozent zu. Die Jahresendrally am deutschen Aktienmarkt ist zwar ins Wasser gefallen, auch die Marke von 13.000 Punkten hat der Index am letzten Handelstag nicht verteidigen können. Über das Börsenjahr insgesamt können die Anleger jedoch keineswegs klagen. Das deutsche Börsenbarometer verbuchte damit das sechste Gewinnjahr in Folge. In diesem Zeitraum erholte sich der Dax vollends von der 2007 ausgebrochenen Finanzkrise und erklomm im Jahresverlauf einen Rekordstand von gut 13.525 Punkten.

Nach unschlüssigem Jahresauftakt 2018 kam die lang erwartete Konsolidierung im Februar – sie verlief relativ kurz und war auch nicht besonders ausgeprägt. Gegen Monatsende schien sie beendet, die Aktienkurse erholten sich wieder spürbar. Und jetzt die erneute Schwäche zum Beginn des März – gestern Vormittag hielt entgegen den Hoffnungen von technischen Analysten die Marke von 12.000 Dax-Punkten nicht mehr. Ist das noch Konsolidierung?


Ja, in meinen Augen wären weitergehende Sorgen übertrieben, zumindest verfrüht. Konsolidierung ist ein Begriff mit verschiedenen Bedeutungen. Im Börsenbereich versteht man unter Konsolidierung meist eine Stabilisierung der Kurse nach einer längeren bzw. stärkeren Bewegung – meist nach einem vorangegangenen Kursanstieg. Dazu gehört auch ein Nachgeben der Kurse. Eine Konsolidierung bewirkt also eine Seitwärtsbewegung und/oder einen Rückgang der Kurse. Man könnte auch von der Abkühlung eines überhitzten Marktes sprechen. Eine Konsolidierung gilt in der Regel durchaus als gesund, da hierdurch die Bildung von Blasen verhindert wird.


Aber Vorsicht! Inwieweit sich das Verhalten der marktbestimmenden Großanleger jetzt ändert, ist eine spannende Frage mit Blick auf die kommende Woche.
Angesichts der bis dahin noch recht ruhigen Marktverhältnisse hat sich auch an der Stimmung der von den Sentiment-Analysten mittwochs befragten institutionellen, mittelfristig orientierten Investoren so gut wie nichts geändert. So lag Börse Frankfurt Sentiment-Index mit einem Stand von +14 Punkten genau auf dem Niveau der Vorwoche. Allerdings gab es sowohl bei den Bullen als auch den Bären ganz geringfügige Gewinnmitnahmen, aber dem Gros waren die Kursausschläge nicht deutlich genug ausgefallen, als dass man seine Meinung hätte ändern müssen.


Kommentieren die Stimmungsbeobachter am Main: Per Saldo bleibt stimmungstechnisch also alles beim Alten. Zwar ist die Zahl der Optimisten in beiden Panels jeweils fast 50 Prozent größer als die der Pessimisten. Aber in der relativen Betrachtung auf Sicht von drei und sechs Monaten müssen die Sentiment-Indexstände bei den Institutionellen als gerade noch neutral und bei den Privatanlegern sogar als leicht pessimistisch eingestuft werden. Zum einen ist dies nicht ungünstig für den Dax. Aber zum anderen dürfte es für heimische Anleger recht schwierig werden, das Börsenbarometer derzeit aus seiner Seitwärtstendenz heraus zu hieven, zumal wir alles, was in einer Bandbreite von 2 Prozent nach oben oder nach unten gemessen am Erhebungskurs von 12.450 Punkten verläuft, ohnehin als neutral einstufen würden. Und so sind die heimischen Anleger nicht nur ohne große Schieflagen unterwegs, sondern darauf angewiesen, dass ausländisches Kapital den Dax nach oben treibt.


Diese Beschreibung wird nächste Woche wohl anders klingen. Spontan kann ich noch keine Veränderung der Stimmungslage aufgrund der jüngsten Schwächeanfälle beobachten. Optimisten verweisen auf die unterschiedlichen geldpolitischen Perspektiven hin – jenseits des Atlantiks wird über drei bis vier weitere Zinserhöhungsschritte der Fed spekuliert, bei uns könnte die erste Zinsmaßnahme durch die EZB noch lange auf sich warten lassen. Doch kann sich der drohende Handelskrieg (Stahl, Aluminium) zu einem anderen die Börsen bewegenden Faktor entwickeln. Wird aus der Konsolidierung dann vielleicht mehr? Wachsam bleiben!


Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut