Aktienstrategien: Extrem kurz oder lang sind attraktiver als „normal“

04.04.18

Was können Sie jetzt von der Börse erwarten, geschätzte Anleger? Vorläufig nicht viel, bietet sich Antwort an. Momentan gibt es einfach zu viele Unsicherheitsfaktoren durch globale Politik sowie Wirtschafts- und Geldpolitik. Konkrete Prognosen ohne eine Latte von Vorbehalten abzugeben, erfordert schon Wagemut. Entscheidend ist der zeitliche Horizont. Denn mittlerweile ist das eingetreten, was ich seit längerem wiederholt angekündigt habe: Die „normale“ Strategie vieler Privatanleger, nämlich am Aktienmarkt schon in ein, zwei Jahren Wertsteigerungen erzielen zu wollen, also mittelfristig, sieht momentan nicht gerade attraktiv aus. Reizvoller bleiben das betont langfristige Investment insbesondere durch Aktien- bzw. Aktienfondssparpläne sowie das ganz kurzfristige Trading durch Ausnutzen der gestiegenen Volatilität.




Die „gute Mitte“, bezogen auf die Laufzeit der Geldanlagen, ist also nicht mehr ein sich aufdrängender Kompromiss. Beim Versuch, die Chancen und Risiken für die kommenden Monate und die nächsten ein bis zwei Jahre auszumachen, sind mehr Nebel als klare Perspektiven zu erkennen. Das braucht den Langfrist-Investor überhaupt nicht zu beeindrucken, denn der denkt ja in Jahrzehnten, meist für die private Vorsorge. Andererseits können unruhige Aktivisten, die mehr Zeit und Know-how für ihre Geldanlage einzusetzen bereit sind, Gefallen am täglichen Rein und Raus finden – Trader haben jetzt alle Hände voll zu tun.


Unsicherheit hat die Aktienmärkte seit Februar durchdrungen. Der Rückhalt für die hohen Aktienkurse durch gute Konjunktur (= steigende Unternehmensgewinne) und eine vorsichtige, sensible US-Geldpolitik wird zunehmend in Frage gestellt – jedoch ohne große Ängste oder gar Panik. Beispiele lieferten gerade die Tage vor und nach Ostern.


In der Eurozone hat sich die Stimmung in den Industriebetrieben im März den dritten Monat in Folge eingetrübt. Der vom britischen Forschungsinstitut IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe fiel um 2,0 Punkte auf 56,6 Punkte, wie das Institut laut einer zweiten Schätzung mitteilte. Damit wurde eine erste Erhebung bestätigt. Dies ist der stärkste monatliche Rückgang seit Juni 2011. In den vier größten Volkswirtschaften der Eurozone gab der stark beachtete Indikator nach. In Deutschland fiel der Rückgang sogar noch etwas stärker aus als in einer ersten Schätzung ermittelt. Mit 58,2 Punkten erreichte der Wert den niedrigsten Stand seit acht Monaten. „Allerdings sollte man darüber nicht allzu besorgt sein, denn eine gewisse Normalisierung war nach dem Boom zum Jahreswechsel unausweichlich", kommentierte Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit.


Eine weitere gedämpfte Meldung: Die deutschen Einzelhändler haben bereits den dritten Monat in Folge weniger umgesetzt. Sie zählten im Februar überraschend 0,7 Prozent weniger in den Kassen als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Preisbereinigt (real) gab es einen Rückgang in gleicher Höhe. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hier dagegen mit einem Plus von 0,6 Prozent gerechnet.
Ein Konjunkturrisiko sei das noch nicht, sagten Volkswirte. Es zeige nur, dass die Bäume konjunkturell eben nicht in den Himmel wachsen.


Soeben kommt eine neue Befragung zum Anlegerverhalten heraus, die ebenfalls eine vorsichtigere Einschätzung bestätigt: In der aktuellen Erhebung des Citi-Investmentbarometers hat sich der Optimismus gegenüber Aktien deutlich eingetrübt: Für die nächsten drei Monate gehen 49 % der Befragten von einer Seitwärtstendenz der Aktienkurse aus (4. Quartal 2017: 43 %) und nur noch 27 (46) % rechnen mit steigenden Kursen auf den europäischen Aktienmärkten. Mit 25 (11) % erwarten mittlerweile beinahe genauso viele Teilnehmer sinkende Kurse. Mittelfristig fallen die Einschätzungen der Befragten allerdings nach wie vor deutlich positiver aus: Die Hälfte der Umfrageteilnehmer rechnet mit steigenden Aktiennotierungen innerhalb der nächsten zwölf Monate.


Zu guter Letzt noch ein aktueller Tipp vom LBBW Asset Management, den ich gerne weitergebe: Dividendentitel laufen zwischen Ankündigung und Ausschüttung der Dividende besonders gut. Viele Anleger haben ja erkannt, dass die Dividendenrendite ein wesentlicher Performancetreiber bei Aktieninvestments ist. Doch ist vielen Investoren nicht bewusst, dass sie ihre Dividendenstrategie verfeinern können, wenn sie auf das richtige Timing achten. „Historische Kursmuster zeigen, dass der Zeitraum zwischen Ankündigung und Ausschüttung der Dividende häufig eine besonders Erfolg versprechende Phase ist“, sagt Markus Zeiß, Leiter Equity bei der LBBW Asset Management.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut