Wirtschaft und Börse: Die unsichere Unsicherheit am Aktienmarkt

25.04.18


Wem das Bullenlager zu unsicher geworden ist, findet ohne langes Suchen gute Gründe, mit den Bären zu sympathisieren. Dennoch möchte ich weiter für Gelassenheit plädieren. Wichtigstes Argument: Es gibt keine stabilen Unsicherheitsfaktoren – alle aktuellen Einflüsse unterliegen seit Wochen wechselhaften Beurteilungen. Gewiss, es sieht so aus, als würden die Sorgen über Konjunktur, Inflation und Zinsen ausgehend von den USA zunehmen. Wie nachhaltig diese Unsicherheit sein wird, ist jedoch unsicher.


Mancher Anlagestratege wird gestern nicht schlecht gestaunt haben über den neuen Ifo-Index und die relativ verhaltene Börsenreaktion. Denn die Hochstimmung in den deutschen Chefetagen verfliegt: Der Ifo- Geschäftsklimaindex Deutschland ist im April auf 102,1 Punkte gesunken, nach 103,3 im März. Der Indikator zur aktuellen Lage gab nach. Auch die Erwartungen sind gesunken. Die deutsche Wirtschaft nimmt Tempo raus. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima das dritte Mal in Folge verschlechtert. Die aktuelle Lageeinschätzung ist gefallen, liegt aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Erwartungen gaben auf den niedrigsten Wert seit August 2016 nach. Die Kapazitätsauslastung sank um 0,3 Prozentpunkte auf nun 87,7 Prozent. Sie liegt jedoch weiterhin deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von 83,6 Prozent.


Im Dienstleistungssektor ist der Geschäftsklimaindex merklich gesunken. Dies war vor allem auf deutlich weniger optimistische Erwartungen zurückzuführen. Auch die Einschätzungen zur aktuellen Lage gaben nach. Diese liegen jedoch weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Auch im Handel gab der Index nach. Die Händler waren sowohl mit ihrer aktuellen Lage als auch mit dem Ausblick auf die kommenden Monate weniger zufrieden als im März. Im Bauhauptgewerbe ist der Geschäftsklimaindex auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Die Baufirmen korrigierten ihre Erwartungen merklich nach oben, während sie ihre aktuelle Lage nahezu unverändert einschätzten.


Was hat das für Sie, geschätzte Anleger, zu bedeuten? Eine eindeutige, allgemeingültige Antwort möchte ich nicht geben. Auch das Verhalten der institutionellen Investoren ist differenziert, wie eine soeben vorgelegte Umfrage von Natixis Investment Managers ergeben hat: Professionelle Fondskäufer haben die Rückkehr der Volatilität erwartet, sind aber uneins über die Auswirkungen auf die Portfolios. Während einige Anleger durch die turbulenten Märkte zu Beginn des
Jahres überrascht wurden, haben professionelle Fondskäufer bereits seit einiger Zeit Veränderungen der Volatilität erwartet. Wie sich diese Volatilität auf ihre Portfolios auswirkt, darüber sind sie geteilter Meinung: 39% sehen die erhöhte Volatilität als Bedrohung an, 38% hingegen rechnen mit einer positiven Auswirkung auf das Portfolioergebnis.


Die geteilte Meinung darüber, welche Auswirkung die Volatilität haben könnte, wird auf zweierlei Arten interpretiert. Der Abwärtstrend basiert auf der Ansicht, dass nach einem langen Zeitraum des stabilen Wachstums eine Korrektur fällig ist, die die Preise für Wertpapiere wieder realistisch werden lässt. Im Gegensatz dazu könnte steigende Volatiliät für eine größere Streubreite der Erträge sowie ein höheres Alpha-Potenzial sprechen. Wie es auch immer interpretiert wird, die Fondskäufer setzen auf aktives Management, um ihre Portfolios breiter zu fächern, um Risiken abzuschwächen und die Rendite zu verbessern.


Auch wenn über die Auswirkungen der Volatilität auf die Portfolios Uneinigkeit herrscht, sind mehr als acht von zehn (82%) der professionellen Fondskäufer zuversichtlich, dass ihr durchschnittliches Renditeziel von 8,4% im Jahr 2018 realistisch erreichbar ist, da sie die Investmentstrategien an die neue Marktrealität anpassen. Die beliebtesten Strategien für das Risikomanagement innerhalb der Investoren-Community beinhalten die Streuung nach Sektor (91%), die Risikobudgetierung (80%) sowie die erhöhte Nutzung von alternativen Investments (75%).


Bei Aktieninvestments zeichnet sich eine Vorliebe für europäische Werte sowie Titel aus den Emerging Markets ab. Bei den alternativen Investments kommen Private- Equity-Anlagen zum Einsatz, um Mehrwert zu erzeugen. Um die Volatilität auszugleichen, nutzen die Profis abgesicherte Aktien-Strategien und Managed Futures.


Noch eine Aufmunterung gefällig? Soeben lese ich folgendes: „Der deutsche Leitindex Dax ist mit einem Minus von 6,4 Prozent im ersten Quartal enttäuschend ins Jahr 2018 gestartet. Ein schwacher Jahresstart zieht allerdings nicht automatisch eine schwache Sommersaison nach sich, sagen Analysten der Berenberg-Bank. Die Börsenregel "Sell in May and go away" stimmt nicht immer – in der Vergangenheit war ein schwacher Jahresauftakt nämlich gut für die sommerlichen Börsen.“


Mache Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!