Anlagealternativen: Anleihen sind noch keine attraktive Aktienkonkurrenz

05.05.18

Mit dem Erreichen der 3-Prozent-Marke bei den Bonds in den USA ist die Fachdiskussion intensiver geworden, wann sich für wen der Anleihekauf wieder lohnt. Sie wissen, geschätzte Privatanleger, dass man gerade zu Beginn einer Zinssteigerungsphase vom Rentenmarkt fernbleiben sollte. Andernfalls kauft man sich bei weiteren Zinserhöhungen automatisch Kursverluste ein. Bei uns in Europa ist die Ausgangslage ohnedies anders. Aber: Eine schwere Bonds-Baisse im Dollarraum könnte das Börsenklima global empfindlich beeinträchtigen. Vorläufig sehen die meisten Experten Anleihen noch nicht als Konkurrenten der Aktie. Das ergibt meine Untersuchung der jüngsten internationalen Marktanalysen.



Das „Sell in May“ ist an den Aktienmärkten zunächst kein Thema mehr, die Mehrheit hat sich zum Monatsbeginn nicht an diese alte „Börsenweisheit“ gehalten. Das bestätigt auch der jüngste Wochenbericht der Stimmungsanalysten an der Börse Frankfurt. Der Dax hat im betrachteten Zeitraum (Mittwoch zu Mittwoch) immerhin 230 Punkte gut gemacht, das sind 1,7 Prozent. Die befragten professionellen Anleger haben mit einem Schwenk zu den Bullen reagiert: 10 Prozent sind in Aktien eingestiegen. Da 13 Prozent der Anleger von der Short-Seite gekommen sind, vermutet Verhaltensökonom Joachim Goldberg, dass diese Profis in eine Bärenfalle getappt waren und dem steigenden Markt hinterherlaufen mussten. Deutlich zurückhaltender haben private Anleger reagiert, von denen jeweils 2 Prozent ihre Aktien verkauft haben und short gegangen sind. Allerdings waren diese Anleger zuvor deutlich weniger skeptisch als ihre professionellen Pendants. Fazit von Goldberg: „Die Ausgangslage für den Dax bleibt grundsätzlich positiv."


Welche Rolle spielt aber der Rentenmarkt? In den vergangenen 24 Monaten sind die Zinssätze in den USA stark angestiegen, weshalb amerikanische Unternehmens- und Staatsanleihen erheblich an Wert verloren haben. Aufgrund der starken Konjunktur und der Stellungnahmen der Fed rechnen die Marktteilnehmer mit einem weiteren Zinsanstieg. Zusammen mit sehr niedrigen Credit Spreads könnten diese Erwartungen zu einer erneuten Schwächung des Anleihemarktes führen. Fondsmanager weisen darauf hin, dass in Europa sei eine etwas andere Situation vorzufinden sei. Das Umfeld für den Rentenmarkt dürfte aber auch hier weiterhin schwierig bleiben. Und die Chancen für Aktien stehen eindeutig besser.


Einige Strategen warnen aber weiter und mit verschiedenen Begründungen vor den beliebten Wachstumsaktien. Europäische Aktien würden zunehmend attraktiver erscheinen. Im Vergleich zum Anleihemarkt mit seinen extrem niedrigen Renditen in Europa schienen Aktien die besseren Zukunftsinvestments zu sein, lese ich in Marktstudien. Der Euro Stoxx 50 weist 2018 aktuell ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13,7 sowie eine Dividendenrendite von 3,7 % auf. Die Gewinnrendite, der Kehrwert des KGV, liegt derzeit bei 7,3 %. Sowohl die Gewinnrendite als auch die Dividendenrendite bieten den Anlegern wesentlich mehr Ertrag als die Anleiherenditen.


Andere Strategen weisen darauf hin, dass die politischen Risiken im Verlauf der letzten Monate gesunken, aber keineswegs verschwunden sind. Die Bewertung an den Kapitalmärkten zeigt sich bei Vermögensklassen wie Aktien und Staatsanleihen der Industriestaaten weiter insgesamt uneinheitlich – besonders die Bewertungsdifferenzen an den Aktienmärkten: Sie gelten als hoch in den USA, moderat in Europa und als preiswert in den Schwellenländern. Deshalb empfiehlt sich unverändert eine moderate Übergewichtung von Aktien.


Inzwischen mehren sich die Indikatoren für ein Nachlassen des weltwirtschaftlichen Wachstums, Rezessionssorgen bleiben aber eine Ausnahmeerscheinung. Selbst das Überschreiten des konjunkturellen Zenits gilt den meisten Fachleuten nicht als Gefahr für die Aktienmärkte. Deshalb: Positive wirtschaftliche Bedingungen charakterisieren immer noch das aktuelle Marktumfeld. Nicht nur zeichnet sich weiterhin ein weltweites synchronisiertes Wirtschaftswachstum ab. Auch bieten strukturelle Wachstumstreiber wie die digitale Revolution oder die Energiewende noch immer Rückenwind für Unternehmen. Davon können insbesondere Unternehmen profitieren, die aufgrund ihrer Voraussetzungen gut auf globale Veränderungen eingestellt sind, weil Innovation bereits Teil ihres Geschäftsmodells und damit in ihrer DNA verankert ist, schreibt ein großer institutioneller Investor. Hilfreich sind zudem eine überschaubare Größe und Struktur, denn kleinere bis mittlere Unternehmen sind sehr wendig und können sich schnell an den Wandel in ihrem Umfeld anpassen. 

Als besonders interessant gelten zum Beispiel Investments in kleinere und mittlere Unternehmen, die über ein innovatives Geschäftsmodell in den Bereichen Lifestyle, Gesundheitswesen, Digitalisierung, Energie, globale Inklusion und Automatisierung verfügen.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!